Das Archiv der Brüder Henkin ist eine kürzlich entdeckte Sammlung von Fotografien, die in den 1930er Jahren von den Brüdern Evgeny und Jakow Henkin in Leningrad (heute St. Petersburg), Russland und in Berlin, Deutschland, aufgenommen und teilweise gedruckt wurden.
Über 70 Jahre lang verstaubten die Kisten mit Filmrollen unberührt in der Leningrader Wohnung von Jakow Henkins Familie. Dank neuer Technologien wurde es nach 2011 möglich, Tausende von Negativen zu digitalisieren und so das Werk der Brüder ans Tageslicht zu holen.
Während dieser Arbeit zeigte sich, daß das Archiv der Brüder Henkin eine einzigartige Sammlung von Fotografien des 20. Jahrhunderts darstellt und einen wichtigen Beitrag zum kulturellen und historischen Erbe liefert.
Die Fotografen
Evgeny und Jakow Henkin wurden 1900 und 1903 in einer wohlhabenden jüdischen Familie in Rostow am Don im europäischen Süden des russischen Reiches geboren. Ihr Vater Alexander, ein erfolgreicher Geschäftsmann, war der Bruder von Wladimir und Viktor Henkin, die in der Sowjetunion als Schauspieler bekannt wurden.
Die Oktoberrevolution von 1917 hat das Leben der Familie vollkommen verändert. Evgeny zog nach Deutschland und lebte von 1926 bis 1936 in Berlin. Jakow zog mit seiner Frau Frida, ihrer Tochter Galina und seiner und Evgenys jüngeren Schwester Sophia nach Leningrad und ließ sich dort nieder.
Die Brüder waren keine ausgebildeten Fotografen, , beide waren talentierte Amateure. Jakow war ausgebildeter Ökonom, Evgeny war Musiker und spielte Theremin, ein bahnbrechendes frühes elektronisches Instrument. Die Fotos sind ein Beweis des großen kreativen Talents der Henkin-Brüder sowie eine bewegende Chronik ihrer Zeit und ihrer Umgebungen.
Wahrscheinlich als Reaktion auf die wachsende antisemitische Gewalt in Nazi-Deutschland, kehrte der ältere Bruder Evgeny im Jahr 1936 in die Sowjetunion zurück, Dort wurde er Ende 1937, auf dem Höhepunkt stalinistischer Säuberungen, von der sowjetischen Geheimpolizei als deutscher Spion verhaftet und im Januar 1938 erschossen. Im Jahr 1941, kurz nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion, fiel Jakow an der Leningrader Front.
The Henkin Brothers Archive Association
Um eine organisatorische und institutionelle Unterstützung des Archivs zu sichern, wurde Ende 2016 in Lausanne, Schweiz, nach schweizerischem Recht ein gemeinnütziger Verein „Henkin Brothers Archive“ geschaffen. Das Hauptziel des Vereins ist die Erforschung, Erhaltung und Förderung des Archivs.
Der Verein zielt darauf ab, das kreative Erbe der Brüder Henkin im kulturellen und historischen Kontext des 20. Jahrhunderts als einen bedeutenden und bisher unbekannten Beitrag zur fotografischen Kunst und Kulturgeschichte zur Geltung zu bringen.